Eine Woche Hospitation in der Netzwerk-Schule


Mein erster Eindruck von der Netzwerk-Schule war sehr Positiv. Schon beim reinkommen und beim besichtigen der ersten Räume bemerkte ich das hier gespielt wird und das in der leichten Unordnung und der milden Chaotik etwas sehr lebendiges ist. Ausserdem freute ich mich besonders über die Offenheit und Ehrlichkeit zwischen Kindern und Mitarbeitern und die lockere und lustige Art des Umgangs miteinander. Ich war mir sicher das ich mich hier auch wohl fühlen werde.

Als ich dann am Montag morgen zur Hospitation ankam war ich erstmal nervös. Ich wollte einen guten Eindruck machen aber sollte nur mit Leuten sprechen wenn angesprochen und nur mitmachen wenn eingeladen. Alle schienten sich so gut zu kennen und bemerkten mich deshalb fast gar nicht. Dann sahen mich Kinder manchmal fragend an aber sagten trotzdem nichts zu mir und ich konnte meine Anwesenheit nicht erklären oder rechtfertigen.

So komisch es auch war, schweigend durch den Trubel zu wandern, ich verstehe schon denn Sinn der Hospitation-Phase. Die Distanz von dem Geschehen erlaubt einem die Dynamik in der Schule ganz anders zu beobachten. Es ist gut manchmal nur dabei zu sein anstatt mitten drin.

Schon nach dem Mittagessen wurde sowieso alles etwas leichter und ich entspannte mich. Am Dienstag stellte ich mich dann in der Versammlung vor und erklärte kurz warum ich da bin. Durch Tischtennis, Kicker und Hockey lernte ich dann so langsam einige der Schüler an der Netzwerk-Schule kennen und fühlte mich geduldet.

Der Höhepunkt meiner Woche kam dann am Freitag mit meinem Schach-Triumph über Henning M. Ich versuche dieses historische Ereignis jetzt einmal für die Zukunft festzuhalten. Da meine Schachkenntnisse höchstens als mager beschrieben werden könnten wusste ich von Anfang an das ich nur mit viel Glück und Raffinesse eine schnelle und klare Niederlage vermeiden konnte also nutzte ich Henning´s leichte Verspätung (etwa 45minuten) um meine Truppen etwas aufzurüsten und seine etwas zu schwächen.

Leider fiel Henning sofort auf das ich 4 weitere Königinnen in meinen Reihen versteckt hatte und ihm ausser seinem König nur Bauern gegeben hatte. Mit dem scheitern meines ersten Plans war ich also Henning komplett ausgeliefert.

Schach-Meister der Netzwerk-Schule, Henning Melzer, zeigte gleich in den ersten Zügen seine Dominanz. Erst hinterfragte er meine schwächliche Eröffnung und erbeutete dann blitzschnell meinen Springer. Die Situation erschien hoffnungslos doch dann, plötzlich, durchschoss ein Lichtblick meine Finsternis, denn ich bemerkte Henning´s einzige Schwäche. Als aktiver und umgänglicher Schüler hat er viele Verabredungen und Verantwortungen nachzukommen. Ich dagegen hatte keine!

Sehr kunstvoll brauchte ich deshalb regelmässig über 5 Minuten für nur einen Zug und konnte Henning so immer weiter unter (Zeit) druck setzen. Mehr und mehr schaute er auf seine Uhr und wurde von verschiedenen Seiten an Verabredungen erinnert. Heroisch hielt ich an meiner Taktik fest obwohl Henning schon begann mir Züge zu empfehlen. Länger und länger brauchte ich für meine mickrigen Versuche eines Angriffs bis Henning es nicht mehr ertragen konnte. Verspätet und ausgelaugt akzeptierte er mein Angebot und ich eroberte ein grandioses Remis von dem ich eines Tages noch meinen Grossenkeln erzählen werde. (Paul Muthers)